Am 19. November 2015 wird der „Friedensaktivist“ Jürgen Todenhöfer in Freiburg eine Lesung zu seinem neuen Buch „Inside IS“ abhalten. Im Vorfeld dazu kam es unter dem entsprechenden, mittlerweile entfernten Beitrag auf der Facebook-Seite des Autors zu überschwänglichen Freudensbekundungen. Unter den sich freuenden Menschen war auch die Facebook-Präsenz des Uniradios „echoFM“, die vertreten durch „die Sendeleiterin“ um ein Interview bat, über das sie sich „riiiieeeesig“ freuen würde, sowie der Wirt Joachim Steigner („Gasthaus-Mösle“, Reute), der Todenhöfer eine kostenlose Unterkunft anbot.
Die Juso-Hochschulgruppe Freiburg befürchtet einen Mangel an journalistischer Distanz und hofft, dass das Uniradio, sollte es ein Interview bekommen, kein positiv voreingenommenes, unreflektiertes Podium für Jürgen Todenhöfer bietet. Stattdessen muss eine kritische Berichterstattung über seine Person und seine Positionen stattfinden. Darüber hinaus bemängelt die Juso-Hochschulgruppe die fehlende gesellschaftliche Auseinandersetzung mit Jürgen Todenhöfers fragwürdigen Aussagen und Positionen sowie seiner Selbstinszenierung.
„Jürgen Todenhöfer ist ein Demagoge, der unter dem Deckmantel des bescheidenen, volksnahen Nahostexperten gegen Amerika, Israel und den Westen hetzt. So etwas wollen wir weder in Freiburg noch sonst irgendwo!“, urteilt Yves Heuser, Vertreter der Juso-Hochschulgruppe im Studierendenrat der Universität.
Todenhöfer hat eine deutliche Wandlung mitgemacht: Vom Mitglied der rechtskonservativen Stahlhelmfraktion der CDU/CSU in der Zeit vor der Wende wurde er zum Reisenden in die Kriegsgebiete des mittleren Ostens. Seine zahlreichen Publikationen und seine unkonventionellen Methoden haben ihm den Ruf eines Nahostexperten, Friedenskämpfers und Journalisten eingebracht. „Mit seriösem Journalismus hat das, was Todenhöfer macht nichts zu tun: Es ist reine Meinungsmache. Umso gefährlicher, dass er gerade im öffentlichen Rundfunk kritiklos ein breites, vermeintlich intellektuell aufgeklärtes bürgerliches Publikum ansprechen darf. Das erweckt den Anschein, er sei ernst zu nehmen“, meint Matthias Dalig, Sprecher der Juso-Hochschulgruppe.
Seine teils herzzerreißend aufgemachten Facebook-Posts haben eine klare Botschaft: Am Leid des mittleren Osten und dem Islamismus sind der Westen, die USA und Israel selbst schuld. George W. Bush wird für ihn zum Terroristen und Netanjahu zu Pinocchio. „Wer tatsächlich behauptet, der demokratisch gewählte Präsident Netanjahu sei schlimmer für Israel als das vernichtungsantisemitische iranische Regime und gleichzeitig mit der „Israel-Kindermörder“-Legende spielt, diskreditiert sich selbst. Wer Israel-Hass befeuert ist nicht weit vom Antisemitismus entfernt, das können wir nicht dulden.“, so Julia Müller, Sprecherin der Juso-Hochschulgruppe. Seine oftmals ekelhafte Täter-Opfer-Umkehr zeigte sich erst
jüngst in seinem Post zu den Terroranschlägen von Paris am 13. November 2015. Sein Fazit: Die Verantwortung für die Terrorattacken trage der Westen selbst.
Statt überschwänglicher Freude muss einem Demagogen wie Todenhöfer mit kritischer Distanzierung und Aufklärung begegnet werden.
Kontakt: jusohsgfreiburg@stura.uni-freiburg.de I www.juso-hsg-freiburg.de