Statement zu Verbindungen und Burschenschaften

Unser Selbstverständnis

Wir, die Juso-Hochschulgruppe Freiburg, sind eine antifaschistische, queerfeministische und jungsozialistische Initiative. Wir stehen hinter dem Ideal einer sozialen und freien Gesellschaft und kämpfen für die Umsetzung der Ziele des demokratischen Sozialismus an unserer Hochschule. In unserem Zielstreben handeln wir konsequent nach unseren Grundsätzen.

Unser Verhältnis zu Verbindungen

Verbindungen stehen grundsätzlich gegensätzlich zu unserem Selbstverständnis. Zwischen den verschiedenen Verbindungstypen ist dabei zu differenzieren.

Burschenschaften stehen als faschistische, rassistische, sexistische und queerfeindliche Vereinigungen[1] fundamental konträr zu unserem Selbstverständnis. Unser Aktionismus gilt der langfristigen Zerschlagung solcher Bünde![2]

Gleiches gilt für andere männlich-exklusive Verbindungen. Der grundsätzliche Ausschluss anderer Geschlechter ist diskriminierend und hält althergebrachte patriarchale Strukturen aufrecht, deren Bekämpfung sich die Sozialdemokratie von Gründung an zur Aufgabe gemacht hat.

Auch gemischtgeschlechtliche oder rein weibliche Verbindungen lehnen wir als elitäres Konstrukt ab. Im Mittelpunkt solcher Verbindungen steht ebenso das “Lebensbundprinzip”, das soziale Hierarchien und Abhängigkeiten schafft, welche unvereinbar mit unserer Vorstellung einer sozialen und liberalen Gesellschaft sind. Auch den sog. „liberalen“ Verbindungen liegt häufig ein sexistisch-patriarchales Weltbild zugrunde, das widersprüchlich zu unserem Selbstverständnis ist und bleibt.[3] Darüber hinaus werden dort auch elitäre Strukturen geschaffen und gefördert, die einem Klassenkampf fundamental entgegen stehen.

Unser Verhältnis zu Menschen aus Verbindungen

Wir sind eine grundsätzlich offene Hochschulgruppe, die den Meinungsaustausch und die politische Diskussion hochhält. Bei uns finden alle Menschen einen Rückzugsraum und einen Platz für Engagement, die sich mit unseren Grundwerten identifizieren. Klar ist auch, dass wir unser Selbstverständnis in vielerlei Weise leben und konsequent danach handeln. Wer deshalb mittel- bis langfristig bewusst in einer Verbindung Mitglied ist oder darin wohnt, handelt konträr unseres Selbstverständnisses. Ein Aktivsein in der Juso-Hochschulgruppe Freiburg ist daher mit einem solchen Verhalten unvereinbar![4]

Wir wissen um die vielen Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche gerade zu Studienbeginn und die perfiden Lockmethoden von Burschenschaften und Verbindungen durch günstige Wohnplätze. Diese sind ein abstoßendes Ausnutzen eines allgemeinen sozialen Missstandes zu eigenen Gunsten! Diesen Umstand denken wir in jedem Fall bei allen Menschen mit. Wir kämpfen daher an vielen anderen Stellen für eine Verbesserung der Studienbedingungen im Allgemeinen. Darum finden Menschen, die sich bewusst für einen Austritt aus Verbindungen entscheiden und unser Selbstverständnis teilen, bei uns immer einen Platz. Hier treffen wir im Einzelfall keine pauschalen Vorverurteilungen.

Zentral für ein Aktivsein bei uns ist und bleibt das gemeinsam geteilte und dem eigenen Handeln zugrunde gelegte Selbstverständnis!

Unser Aktionismus

Der Kampf gegen Faschismus, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit wird nicht nur durch Statements ausgetragen. Wir wollen durch vielerlei Aktionen zu Semesterstart oder bei anderen Anlässen aktive Aufklärungsarbeit über Verbindungen und Burschenschaften leisten. Wir stellen Ansprechpersonen und Infomaterial zur Verfügung und treten jeglicher Art von Diskriminierung konsequent entgegen.

Freiburg, den 09.05.2022


[1] vgl. https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/256889/burschenschaften-geschichte-politik-und-ideologie/; darlegend: Beschluss des Bundeskoordinierungstreffen 2017: BKT171_D1_Die Burschenschaften als Knotenpunkt innerhalb der Rechten – neue Netzwerke als neue Herausforderungen für unsere antifaschistische Arbeit

[2] vgl. Beschluss auf dem Bundeskoordinierungstreffen 2014: BKT141_D1_Neue Strukturen alte Ideologien – Burschenschaften entschieden bekämpfen!

[3] vgl. Beschluss auf dem Bundeskoordinierungstreffen 2017: BKT171_D2_ Kein Wichs an der Hochschule. Verbindungen konsequent entgegentreten!, Z. 47-60

[4] vgl. bzgl. Burschenschaften: Beschluss des Bundeskoordinierungstreffen 2014: BKT141_D1_Neue Strukturen alte Ideologien – Burschenschaften entschieden bekämpfen!; vgl. allgemein: Beschluss des Bundeskoordinierungstreffen 2013: BKT132_D1_Jetzt aber wirklich – Unvereinbarkeitsbeschluss mit der Deutschen Burschenschaft herbeiführen! S. 2f.

Das Statement als pdf hier.